Treffpunkt Körper

Hier kann man seinen Körper erfahren und begreifen, Reaktionsgeschwindigkeit messen, in einer Gebärmutter schaukeln, Zahnarzt sein und vieles mehr.
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Eine Körperausstellung für die Jüngsten, ab 3 Jahre. Was braucht der Mensch, um gesund aufzuwachsen? Luft und Liebe, Energie und Geborgenheit, Sinnliches und Sinnvolles. Die Ausstellung zeigt diese Dinge konkret auf der körperlichen Ebene, lässt die Kinder viele Erfahrungen durch eigenes Handeln und Ausprobieren mit ihrem Wunderwerk Körper machen und regt zur Diskussion über weitergehende Zusammenhänge und Bedürfnisse an.

Eine große Mama mit einer Gebärmutter zum Hineinkriechen und Sich-Wohlfühlen, ein alter Zahnartzstuhl und eine Artzliege erlauben Rollenspiele und Erfahrungen, jeder Sinn wird in kleinen Abteilungen durch Ausprobieren erkundet, die eigenen Knochen ertastet und mit dem des Skeletts verglichen. Die ganze Familie erfreut sich am eigenen Körper.

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Mein Körper – mit allen Sinnen
erzählt von Kerrin Hoffmann, Pädagogin im KL!CK

Zwanzig suchende Augenpaare betreten den Raum, es herrscht ein Gefühl wie kurz vor dem Start eines Rennens. Die Augen versuchen jeden Gegenstand des Raumes aufzusaugen, doch der Startschuss lässt noch auf sich warten. Es bedarf zunächst einer Einführung in das Thema, um eine Basis für die folgenden Erlebnisse und Erfahrungen zu schaffen. Ein klarer Anfang ermöglicht es den Kindern, strukturiert und sorgenfrei in ihr Er- lebnis zu starten. Jeder unser PädagogInnen hat seinen/ ihren ganz individuellen Weg, den Drang der Kinder aufzugreifen und es durch Impulse weiter anzuregen. Ich lasse ihnen nach der Einführung Zeit zum eigenen Entdecken. Meine Rolle besteht nun darin, ein Begleiter zu sein, ich widme mich oft einzelnen Kindern oder Kleingruppen und beobachte zunächst ihr Tun und geben je nach Bedarf Impulse.

K.: „Was kann man hier machen?“, B.: „Einen Handstand und dabei ein Keks nach oben schlucken.“ K.: „Kann ich das mal machen?“ B.: „Klar, brauchst du Hilfe?“ K.: „Ja!“ Das Kind macht einen Handstand und isst ein Stück Keks dabei. Ich halte die Beine fest. B.: „Und wo ist der Keks hin?“ K.: „In meinen Bauch!“ B.: „Also ist er die Speiseröhre hochgerutscht?“ K.: „(lacht) Nein, das geht gar nicht. Er ist runter gerutscht.“ B.: „Also ins Gehirn?“ K.: „ Ja, so muss es sein.“ Darauf folgt eine ausgiebige Diskussion wo der Keks jetzt ist. Eine Kollegin hat einmal die Frage gestellt: „Welcher Finger ist der Wichtigste?“. Daraufhin kam eine unsichere Antwort: „Der Mittelfinger?“. Zunächst ergab sich daraus großes Gelächter und dann wurde nach den Gründen dafür gesucht: er ist der Größte oder er ist in der Mitte. So wurden alle Finger durchdiskutiert und jeder konnte für sich entscheiden, welcher Finger ihm am wichtigsten ist.

Alle Kinder stehen vor dem „Tasttunnel“, der simulieren soll, blind zu sein. K.: „Müssen wir da rein?“ B.: „Nur wer möchte, kann in den Tunnel. Ihr könnt zu zweit gehen oder auch eine Erwachsenen mitnehmen.“ K.: „Ich trau´ mich nicht!“ K(2).: „Haha, Angsthase, Angsthase…“ K.: (weint) B.: „Das ist kein Problem, dann warten wir hier und sehen mal, was die anderen Kinder so erfühlen, ok?“ K.: „Ok.“ Angst ist ein Gegner von Motivation, daher sollte niemand zu einer Erfahrung gezwungen werden. Diese Angst könnte aus bereits gemachten Erfahrungen stammen, die durch Zwang noch verstärkt werden könnten. Daher ist es auch notwendig gewesen, dem spottenden Kind zu erklären, warum sein Klassenkamerad nicht in den Tunnel möchte.

K.: „Was ist das für eine riesige Puppe?“ B.: „Das ist unsere Mama.“ K.: „Da kann man rein krabbeln, wuhu,…“ B.: „Ja, und sich wie ein Baby im Bauch der Mama fühlen.“ K.: „Kommt alle mit rein!“ Fünf Kinder kommen angelaufen und alle versuchen in den Bauch der Mama zu kommen. K.: „Das ist zu eng. Ich kriege keine Luft. Ihr müsst raus!“ K(2).: „Nö! Geh du doch raus!“ K.: „Ich war hier zuerst!“ K(3).: „Du wolltest doch, dass wir kommen!“ Sie fangen an sich gegenseitig zu kneifen, zu schubsen und zu treten. Sie streiten sich. Das ist nichts Außergewöhnliches beim Spielen, doch wann soll man eingreifen? Eine Antwort darauf muss ich mir für jede Streitsituation neu überlegen. Hier habe ich den Impuls gegeben: „Wie viele Kinder passen denn in einen echten Mutterbauch?“ Während der Beschäftigung mit der Suche nach der Antwort, hat sich das Problem so gelöst, dass die Kinder für die Klärung alle aus dem Bauch herausgekommen sind. Ich hätte auch sagen können, dass wegen des Streits alle Kinder aus dem Bauch heraus müssen, da die Mutter so beschädigt werden könnte und auch noch andere Kinder damit spielen wollen. In anderen ähnlichen Situationen musste ich auch ein Verbot der Nutzung dieses Bereiches in der Ausstellung aussprechen, da die Gruppe es nicht geschafft hat, den Streit gewaltfrei zu klären. Auch solche Erfahrungen sind keine Seltenheit, da das soziale Lernen ebenso zum Leben dazugehört. So ein Streit kann auch schon einmal das gesamte Programm sprengen, da er nicht geklärt werden konnte und ein weitermachen ebenfalls nicht möglich war. Diese Erfahrung musste ich schon öfter im Rahmen der Stadteilarbeit mit Schulen machen, die durch regelmäßige Besuche im Kindermuseum einen anderen Schwerpunkt haben und auch andere Situationen auftreten. Ich musste dabei lernen, dass weniger manchmal mehr ist und geplante Freispielzeit für beide Seiten ein wichtiges Instrument ist.

Kinder brauchen Zeit um ihre eigenen Erfahrungen machen zu können und dieses nicht nur in Bezug auf das Thema Körper, sondern auch im sozialen Gefüge. Dafür kann der Raum „Mein Körper und ich“ auf umfangreiche Art und Weise eine Grundlage sein, die erfahrungsgemäß nicht nur gern von unseren jungen Gästen genutzt wird.